Der Archetypus des Frauenhelden: Don Juan "In Tirso de Molinas Stück "Don Juan" wird angedeutet, dass sich der Titelheld nie lange in einem Schlafgemach aufhält. Er geht, sobald der Akt vorüber ist, um nie wieder zurückzukehren. (...) Für diesen Mann ist Leidenschaft eine Angelegenheit der Arithmetik, ein unablässiges Streben nach sexuellen Siegen. Nach dem Akt fühlen sich seine Partnerinnen entehrt, und Don Juan ist sich bewusst, dass er sie entehrt hat.
Die Eroberer, unfähig zu Bindung oder Intimität, sind die Guerilleros im Krieg zwischen den Geschlechtern. (...) Es handelt sich um Männer, die Sex mit möglichst vielen Partnerinnen anstreben - Sex in seiner rohesten und primitivsten Ausprägung. Sie vermeiden es grundsätzlich, die Frauen, an denen sie sich befriedigt haben, näher kennenzulernen."
Die Eroberung und ihre Rituale Für den Eroberer ist die Suche nach Frauen eine Art Sport, bei dem es vor allem darum geht, zu gewinnen und Rekorde zu brechen. Dafür hat er sich eine Strategie zurechtgelegt, von der er nicht abweicht. Seine Feldzüge verlaufen nach immer gleichem (bewährtem) Muster. Dazu gehört die Art wie er sich kleidet, mit welchen Drinks er sich auflockert, welche Drogen er nimmt, welche "Reviere" er besucht und natürlich wie er Frauen anspricht oder auf sich aufmerksam macht. (...) Auch seinen Rückzug plant er, noch ehe er das Schlafzimmer betritt.
"Er zieht zwar Sex mit Partnerinnen vor, die er nicht kennt, aber er sucht sich stets Orte aus, an denen er sich der stillschweigenden Unterstützung anderer sicher sein kann, die ihn kennen. (...) Da seine Sexualität viel mit Wettbewerb zu tun hat, braucht er andere Männer, die seinen Erfolg beachten und ihn dadurch aufwerten."
Die Auswahl des Opfers: Jede ist recht Bei seinen unzähligen Abenteuern lassen sich zwischen den Frauen, die er auswählt, kaum Ähnlichkeiten feststellen. Es geht nicht um Aussehen, Intelligenz oder Persönlichkeit, sondern nur um den nächsten Sieg.
Dabei ist er erfolgreich, weil er hartnäckig ist. Die Auserwählte kann gar nicht anders als glauben, dass diesen Mann die große Liebe erfasst hat, so wie er sie umwirbt, ja sogar flehentlich bedrängt. "Zurückweisung ist besonders für diese Männer gefährlich. Der Zweck des Abends wie ihres ganzen Lebens besteht ja in der Jagd nach Sex," jedes Scheitern ist eine vernichtende Niederlage. (...) Ihre Beschreibungen von Sexualität sind mit Machtsymbolik überfrachtet. Vielen Eroberern ist es gleichgültig, ob die Frau befriedigt wird. Sex ist eine Art Ringkampf, der erst endet, wenn die Frau um Gnade bittet."
Die postkoitale Depression "Doch wenn der Koitus vorbei ist, endet auch die Illusion von Macht. (...) Es ist sonderbar und bedrückend, wie rasch das sexuelle Selbstvertrauen des Eroberers sich in nichts auflöst, wie häufig er sich mit seinen Gefühlen von Misstrauen und kaum unterdrückter Aggression gegenüber der Frau gehenlässt, die er vor einem Moment noch umfangen hielt," als wäre sie das Wichtigste in seinem Leben. Er verstummt und rückt von ihr ab. "Nur wenige Eroberer verbringen eine ganze Nacht mit einer Frau, die meisten sind zu unruhig, um einschlafen zu können."
Einsicht? "Von allen Casanova-Typen scheint der Eroberer sein Verhalten und dessen verborgene Motive am wenigsten zu hinterfragen. Er ändert sein sexuelles Verhalten höchstens aus pragmatischen Gründen: In den Single-Bars haben Männer in den Vierzigern eben das Nachsehen. Seine bodenlose Gier nach weiteren Eroberungen versteckt er hinter einer Mischung aus Playboy-Philosophie und Studentenexistenzialismus, etwas von "Freiheit" und "Erfahrung", versehen mit der Forderung nach "Ehrlichkeit" und "im Moment leben"."
Alle Zitate auf dieser Seite sind dem Buch "Der Casanova-Komplex" von Peter Trachtenberg entnommen.