Die 6 Gesichter des Casanova:
Der Jongleur



Erkennungsmerkmal "Zwei Beziehungen"
Der Jongleur hat immer mindestens zwei Beziehungen gleichzeitig. Davon ist eine normalerweise "offiziell", während die andere deshalb "heimlich" sein muss. Oft werden bei solchen Arrangements die beiden Frauen zu rivalisierenden Bewerberinnen. Die jeweils andere Beziehung dient dem Jongleur als Schutz vor dem Verlassen-Werden. Wird er tatsächlich von der "offiziellen" Frau verlassen, rückt die Geliebte in diese Position nach und der Kreislauf beginnt von neuem. Verlässt ihn die Geliebte, wird er schon bald eine neue haben. Er ist der "Machtmensch" unter den Casanovas.

Die Eroberung und ihre Rituale
"...er investiert oft viel in seine Eroberungen. Er ruft sie oft an, lädt sie in teure Restaurants ein und bemüht sich, sie sexuell zufriedenzustellen. (...) "Wenn sie intelligent ist, appeliere ich an ihren Intellekt, wenn sie Geborgenheit sucht, biete ich ihr eben Geborgenheit." Jongleure scheinen einen "Verführungsreflex" zu besitzen - sie verfügen über ein Einfühlungsvermögen, das ihnen sagt, wie man am schnellsten und wirkungsvollsten an das Herz eben dieser Frau herankommt." Er sendet dabei jedoch ständig widersprüchliche Botschaften aus. Einerseits umwirbt er sie, ruft an und will sich wieder mit ihr treffen, andererseits erzählt er schon bei der ersten Begegnung, dass er nicht an einer festen Bindung interessiert ist. "Solche widersprüchlichen Botschaften gehören untrennbar zur Verführungstechnik dieser Männer, ihrer Art, eine Frau anzulocken und gleichzeitig fortzustoßen."

Die Auswahl des Opfers
"Jongleure werden von Frauen angezogen, die sie leicht manipulieren können. Frauen, die jünger, ärmer und oft ein wenig naiv sind. Frauen, deren Einsamkeit und Mangel an Selbstbewusstsein sie zur leichten Beute machen. Jongleure lernen rasch, denn sie sind gute Zuhörer und besitzen die Gabe, die unterschwelligen Bedürfnisse einer Frau auf den Punkt zu bringen. (...) Sie beginnen eine neue Beziehung oft, indem sie eine andere Identität annehmen, eine charmante, spritzige, nachdenkliche - ganz so eben, wie es sich die jeweilige Frau im tiefsten Innern ihres Herzens wünscht."

Die Strukturen der Beziehung
"Der Jongleur ist nicht wirklich zu Intimität und Nähe fähig, er flüchtet sich in Untreue und Polygamie um keiner seiner Partnerinnen wirklich nahe kommen zu müssen." Gewöhnlich lebt er nicht mit seinen Partnerinnen zusammen. Für ihn bedeutet die stete Eroberung neuen Terrains die Erfüllung. "Je besser sie dich kennen, desto mehr wollen sie dir geben - also alles, was man will." Er wird sich immer neue sexuelle Spielarten ausdenken, und dabei immer weiter gehen wollen. Sträubt sich seine Partnerin, benutzt er als Druckmittel die andere, und erzählt von den sexuellen Praktiken, die er mit dieser auslebt. Dabei geht es vor allem um Macht und er wird vor keiner noch so extremen Praktik haltmachen. Besonders interessiert ihn die "ménage à trois", der "flotte Dreier".
"Heimlichtuerei und selektive Offenheit sind integrale Bestandteile im Repertoire der Manipulationstechniken eines Jongleurs. (...) Die Projektion einer stilisierten Person fordert unablässige Wachsamkeit. (...) Fast nie spricht er über seine Gefühle, seine Kindheit oder seine Familie. (...) Auch wenn die Jongleure sich offen geben, handelt es sich hier vermutlich eher um einen Werbetrick als um echte Kommunikation. Das einzige, was sie vor ihren Partnerinnen nicht geheimhalten, sind die anderen Frauen in ihrem Leben. (...) Indem sich die Jongleure ganz offen zu ihrer Polygynie bekennen, drängen sie ihre Geliebten in die Rolle von Rivalinnen. (...) Die "andere Frau" ist ein nützlicher Sündenbock..." Die Wut der Partnerin wird sich so nicht gegen ihn richten, sondern gegen "die andere".
Er beendet seine Beziehungen nicht, er verschwindet einfach. Er ruft nicht mehr an, und taucht nicht mehr auf. "Und wenn sie mich anrufen und fragen, wann wir uns wieder treffen, sage ich, ich würde sie zurückrufen. Wenn ich mich dann nicht melde, heißt das doch eindeutig, dass ich nicht interessiert bin."

Einsicht?
Wie die Romantiker müssen die Jongleure mit einer paradoxen Situation leben, die sie selbst geschaffen haben: Sie wissen nie, ob die Liebe der Partnerin ihnen freiwillig gegeben wird oder gezwungenermaßen, ob ihre Partnerinnen sie lieben oder das Bild, das sie mühsam aufgebaut haben. "Ich fühlte mich immer einsam, als gäbe es einen Teil in mir, den keine Frau je verstanden hat."







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Alle Zitate auf dieser Seite sind dem Buch "Der Casanova-Komplex" von Peter Trachtenberg entnommen.






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